Scanner-Treibervarianten
- Merve Yurdakul
- Dennis Balzuweit
Treibertechnologien
Grundlegend werden Scanner heutzutage in zwei Technologien an Anwendungen angebunden. Verfahren welche direkt mit dem Betriebssystem implementiert werden, haben sich nicht durchgesetzt. Die beiden wesentlichen Verfahren TWAIN und ISIS sind so unabhängig von Microsoft entstanden. Andere Verfahren zur Bilderfassung, wie etwa Windows Image Acquisition (WIA), welche in den letzten Jahren von Betriebssystemanbietern auch für Scanner angeboten wurden, haben sich im professionellen Bereich nicht durchgesetzt.
TWAIN-Treiber
Wie die Interpretation des Begriffes TWAIN (Technology Without An Interesting Name) schon vermuten lässt, handelt es sich bei TWAIN um eine Technologie, bei der es darum ging, eine möglichst einfache, robuste und allgemein verfügbare Schnittstelle zwischen einem Scanner und einer diese Bildquelle nutzende Applikation zu schaffen. Der Anspruch lag hier also eher in der Vereinfachung des Zugangs und weniger in der Bereitstellung komplexer allgemeingültiger Funktionen.
Im Falle einer TWAIN Implementierung muss das komplette Setup durch den Scanner-Hersteller selbstständig bereitgestellt werden. Für die Einstellung des Scanners hat die aufrufende Applikation nur die Möglichkeit ein Setup aufzurufen, das entweder direkt oder durch einen Quellenmanager im Betriebssystem erreicht werden kann. Ebenso einfach ist der Aufruf des Scanprozesses. Die Daten werden über ein Verzeichnis zwischen Quelle und Empfänger ausgetauscht.
Um verschiedene Einstellungen eines Scanners zu aktivieren zu können, erlauben verschiedene Scanner-Treiber die Angabe von Profilen. Die Software selbst kann so gut wie keine Eigenschaften des Scanners beeinflussen. In letzter Zeit erlebt die TWAIN-Schnittstelle bei Hochleistungsscannern eine gewisse Renaissance, da die Anzahl der Softwareebenen, welche geschwindigkeits- und qualitätsbeeinflussend wirksam werden, deutlich geringer sind.
ISIS-Treiber
Mit der Installation des Scanner-Treibers eines Scanners für Belegerfassung wird i.d.R. auf einem System die ISIS-Treiber-Umgebung installiert. Der ISIS (Image and Scanner Interface Specification) Treiber ist keine freie oder schon im Betriebssystem verankerte Komponente. Diese Treiberumgebung bildet eine Alternative zum bekannten, auch im privaten Umfeld von vielen genutzten TWAIN-System. ISIS bietet im Gegensatz von TWAIN eine deutlich größere Funktionalität mit mehreren Architekturebenen und zwar von Anfang an als Alternative zu letzterem für die Massenerfassung von Beleggut ausgelegt.
ISIS ist im Umfeld professioneller Massenerfassung kostenpflichtig und muss beim Hersteller EMC² lizensiert werden. Diese Lizenz betrifft zum einen den Scanner-Treiber und zum anderen den Nutzer dieser Schnittstelle, sprich das Scanprogramm. In der Regel ist das Lizenzthema in beiden Komponenten gelöst, so dass sich der Benutzer nicht um dieses Thema kümmern muss. Aber auch hier gibt es Ausnahmen. Der ISIS-Treiber wird in enger Kooperation vom Hersteller des Scanners mit der Firma EMC² (früher Pixtran bzw. ISIS) entwickelt. Hersteller von Erfassungslösungen integrieren entweder das IRIS SDK eigenständig oder nutzen Frameworks, wie etwa das des Herstellers Accusoft.
Ziel von ISIS ist es, die Konfiguration verschiedener Scanner von einer breiten Anzahl von Herstellern unter einer möglichst einheitlichen Oberfläche und Schnittstelle für die Anbieter von Erfassungslösungen zu vereinheitlichen. Sinn dieser Normalisierung ist es auch, dass ISIS alle grundlegend notwendigen Funktionen zur Erfassung von Belegen für alle Scanner einheitlich anbietet. Das Setup des Scanners kann so innerhalb von IRIS für alle zertifizieren Scanner einheitlich aufgerufen werden (erhebliche Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel – wie etwa Inotec). Die ISIS-Lösung übergibt einen definierten Parametersatz, welche von der Erfassungslösung in eigenständigen Profilen verwaltet werden muss. Beim Starten eines Scanprozesses wird die ISISTreiberumgebung mit diesem Satz initialisiert. Aber leider gibt es auch hier wie so oft unvermutete Ausnahmen. So musste bis vor einiger Zeit das Setup für Scanner des Herstellers Inotec über den TWAIN-Treiber vorgenommen werden.
Die Umgebung kommt, wie schon beschrieben mit der ersten Treiberinstallation auf ein System. Die Installation wird im Verzeichnis „Pixtran“ des Windows-Stammverzeichnisses angelegt. Hier werden auch alle Treiber der Treiberpakete des Setups abgelegt. Das sind oft mehr, als es der Zahl der lokal tatsächlich installierten Modelle entspricht. In der Regel entwickeln die Scanner-Hersteller ein ISIS Paket gleich für mehrere Scanner. Will man ein Scanner mit seinen nativen ISIS-Funktionalitäten testen, bietet sich die in diesem Verzeichnis vorhandene Testapplikation (Testappn.exe) an. Diese ist zwar nicht besonders umfangreich, erlaubt aber den Test des Scanners ohne jede weitere Softwareschicht.
Hinweis
Die Installation eines ISIS-Scanner-Treibers überschreibt möglicherweise schon vorhandene, eventuell in einer neueren ISIS-Version installierte Treiber anderer Hersteller bzw. Modelle. Es ist drauf zu achten, immer den neuesten angebotenen Treiber zu verwenden.
Schichten des ISIS Treiber-Modells
Normalerweise interagiert die CLARC ENTERPRISE Lösung und der Scanner-Treiber über das ISIS-Interface miteinander. Hierbei normalisiert ISIS die Schnittstelle unterschiedlicher Scanner und Scanner-Hersteller gegenüber einer Erfassungslösung. Wenn man sich schon alleine dieses Modell anschaut, finden sich alleine hier schon 4 Ebenen, an denen Bildkorrekturfunktionen genutzt werden, ohne dass die darüber liegende Ebene davon Kenntnis hat oder diese beeinflussen könnte.
Die roten Punkte im folgenden Modell geben die Oberflächenkomponenten wieder, an denen Einstellmöglichkeiten bestehen. Nicht jede Schicht gibt diese Einstellungen in einem eigenen, separat aufzurufenden Dialog wieder. Auch sind nicht in jeder Installation alle diese Schichten vorhanden. Es gilt,- natürlich auch mit Ausnahmen - je einfacher der Scanner, umso einfacher auch die Schichtenstruktur. Die Scanner-Einstellungen sind prinzipiell nur über den ISIS Dialog erreichbar. Leider ist nicht immer klar erkennbar, aus welcher Ebene nun welcher Dialog aufgerufen wird und wer für diesen die Verantwortung trägt.
Unter Umständen werden schon auf Hardwareebene (Scanner-Treiber) bzw. auf ISIS-Ebene eigene Profile gepflegt. Hier unterscheiden sich die Hardwarehersteller und die einzelnen Geräteklassen erheblich.
Um eine für alle denkbaren Geräte einheitliche Funktionsgrundmenge anbieten zu können, sind innerhalb von ISIS einige Bildoptimierungsfunktionen direkt verfügbar. So hat man auch hier die Möglichkeit eine von anderen Schichten unabhängige bzw. doppelte Einstellung zu treffen. Da aber Scanner und ISIS-Setup i.d.R. aus einem Guss sind, integrieren sich darunterliegende Schichten hier am ehesten sauber.
Schichten in einer VRS Umgebung
In einer VRS-Umgebung wird die ISIS-bzw. TWAIN-Umgebung, welche Vorrausetzung für den Scanner-Betrieb ist, durch die VRS-Verwaltungsschicht gegenüber der Erfassungslösung gekapselt und erweitert. Eine weitere Alternative zu ISIS und TWAIN besteht für Erfassungslösungen in der Nutzung der KOFAX Image Controls. Diese erlauben den direkten Zugang zu VRS, stellen aber keinen Standard dar.
Hinweis
In CLARC ENTERPRISE werden die VRS Zugänge über VRS-eigene ISIS bzw. TWAIN Treiber bereitgestellt. Somit kapselt der VRS ISIS-Treiber VRS selbst, dieses wiederum den eigentlichen ISIS-Treiber, dessen eigenständige Setup-Dialoge kaum noch in Erscheinung treten.
Einstell-Dialoge überlagern einander. Teilweise sind Einstellungen, welche etwa im normalen ISIS-Dialog des Scanners zugänglich sind, in VRS-Dialogen nicht zugänglich, da VRS diese Dialoge überschreibt und eventuell nur die allgemeinen Standards anzeigt.
Grundsätzlich werden alle Einstellungen des Scanners nicht mehr durch das Setup innerhalb der Erfassungslösung direkt beeinflusst, sondern innerhalb eines VRS-Profiles vorkonfiguriert. VRS bildet somit einen Abstraktionslayer, welcher die Konfiguration anwendungsübergreifend vereinfachen und zusammenfassen soll, dies sogar über mehrere möglicherweise angeschlossene Scannermodelle hinweg. Der Erfassungslösung gegenüber agiert VRS als ISIS- bzw. TWAIN Quelle. VRS bietet somit ein integriertes Quellenmanagement.
Wird ISIS als Technologie gewählt, stellt VRS eine eigenständige ISIS-Quelle dar. Die Erfassungslösung greift über innerhalb von VRS definierte Konfigurations-Profile (keine VRS-Profile!) zu. Innerhalb dieser werden tatsächliche ISIS-Einstellungen des Scanners und die eingerichteten VRS Profile kombiniert.
Während des Scanprozesses schaltet sich VRS so zusätzlich zwischen die Erfassungslösung und die tieferen Schichten der Treiberumgebung. So ist es möglich, den Scanprozess interaktiv zu beeinflussen. So können Scanergebnisse nach Augenschein direkt korrigiert werden. Aber auch hier ist zu beachten, dass dies nur auf dem Ergebnis erfolgen kann, welches der Scanner bereits geliefert hat. Eine Einflussnahme auf die bildgebende Hardware ist nicht möglich. Insofern ist auch mit VRS ein optimales Setup des Scanner-Treibers Voraussetzung für ein perfektes Ergebnis.
CLARC ENTERPRISE nutzt für die Anbindung von Scannern entweder ISIS oder TWAIN. Um VRS nutzen zu können, muss der jeweils verfügbare, kapselnde ISIS oder TWAIN-Treiber für VRS genutzt werden.
Weiter ist eine wesentliche Funktion von KOFAX VRS natürlich die eigene, von den Scanner Funktionen unabhängige Bildoptimierungsfunktion. Im Zusammenhang mit der schon länger aus dem Hause KOFAX bekannten AIPE ist VRS ein kraftvolles Werkzeug für die nachträgliche Bildoptimierung. Nebenbei beherrscht VRS in Kombination mit AIPE auch die Erkennung verschiedener Barcodes (von Erfassungslösungen allerdings kaum genutzt). Voraussetzung zur Nutzung aller Möglichkeiten ist die mehrstufige Lizensierung eines Scan-Arbeitsplatzes mit VRS. Mit den in VRS enthaltenen Möglichkeiten erhöhen sich natürlich auch wieder die Einstelloptionen in den verschiedenen Ebenen. In der Schichtenübersicht sind die Punkte, an denen sich Möglichkeiten der Einflussnahme ergeben, rot markiert.